Schöpfwerk
Warum baute man mit großer Mühe hohe und sichere Deiche, um dann wieder "Löcher" hineinzubohren? Je sicherer die Deiche wurden, um so grösser wurde ein anderes Problem. Das fruchtbare, neugewonnene Land war zwar jetzt geschützt gegen die Fluten des Meeres, doch allzuoft standen die Felder und Wiesen unter Wasser durch den Regen, den der ständig wehende Westwind herantrug. Das Land drohte zu versauern und zu versumpfen. Wie aber das Binnenland entwässern, ohne dass gleichzeitig die See eindringen konnte?
Des Rätsels Lösung waren die Siele, Löcher im Deich mit Anfangs einfachen, aber wirksamen Holzkonstruktionen: Klappen, die an Balken über dem Deichdurchfluss aufgehängt waren. Bei auflaufendem Wasser wurden sie durch den Druck der Flut zugedrückt, bei Ebbe durch das hinausströmende Wasser wieder geöffnet. Die Technik wurde mit der Zeit verbessert, später waren es Steinbauwerke mit Holztoren. Schöpfwerke mit Pumpen unterstützen die Entwässerung, denn wenn bei Flut das Sieltor geschlossen ist, kann ja kein Wasser ins Meer abfliessen. Zur Entwässerung ist auch ein System von Gräben und Kanälen notwendig, die das Wasser von den Feldern aufnehmen und in einen Fluss -die Friesen nennen es "Tief"- leiten, der schließlich durch das Siel ins Meer mündet.
In der Harlebucht ist es die Harle, die nicht nur der Bucht, sondern auch dem zurückeroberten Land den Namen gab: das Harlingerland. Wer die weiten Felder und Wiesen betrachtet, ahnt nicht, dass unsichtbar im Boden ein weitverzweigtes Netz von Drainagerohren liegt, die das Regenwasser zu den Gräben und in die Harle lenken.
Das Schöpfwerk Harlesiel entwässert heute ein Areal von 22.000 Hektar Land aus einem Gewässernetz von dreihundert Kilometern Länge. Die Förderleistung der mächtigen Pumpen kann bis zu 50.000 Kubikmeter/Stunde betragen .
Deich- und Sielachten im Harlingerland:
Deich- und Sielacht